Zeit für uns

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# Neuigkeiten aus Emmaus

Zeit für uns

Von Johannes Arnade. Die Geburt meiner beiden Kinder (Emma, 4, und Helene, 1) hat mein Leben verändert. Ein Tag hat noch immer 24 Stunden, aber nun sind darin auch die Bedürfnisse zweier weiterer Menschen zu berücksichtigen. Im Alltagsstress frage ich mich oft, ob ich genug Zeit für meine Kinder, meine Frau und mich selbst habe. Es ist deshalb ein Segen, dass wir alle zusammen von Mai bis August die Möglichkeit hatten, zwölf Wochen Elternzeit in einem winzigen Dorf in Südfrankreich nördlich der Provence zu verleben.

Als Kind habe ich dort einen Großteil meiner Sommerferien verbracht. Ende Juni veröffentlichte Stefan Sommer im zur Süddeutschen Zeitung gehörenden Onlinemagazin JETZT ein Essay über „die Sehnsucht nach diesen magischen Wochen“. „Wer zur Schule geht, hat Sommerferien. Wer arbeitet, nie wieder“, heißt es da eingangs. Ich hatte sie auf einmal wieder, zumindest zeitlich, und das in doppelter Länge. Auch wenn die Wahrnehmung von Zeit sich im Laufe des Lebens verändert, gab mir dies das Gefühl, wirklich viel Zeit zu haben.

Diese viele Zeit ermöglichte es uns, in viele Tage einfach nur so hineinzuleben und spontan zu entscheiden, wie wir sie gestalten wollten. Natürlich gab es auch Konstanten. Wie etwa das gemeinsame Frühstück mit frischem Baguette, das Emma und ich mit einer Fahrradfahrt durch Lavendel- und Weinfelder besorgten, den Mittagsschlaf von Helene oder einen abendlichen Spaziergang durch die Natur.

Ich habe die Auszeit genutzt, um nach langer Pause mal wieder Bücher zu lesen. Dafür fehlten mir zuletzt im Alltag nicht nur zeitliche, sondern auch geistige Kapazitäten. Wie es der Zufall wollte, spielte in einem Roman die Zeit eine wesentliche Rolle: „Die Zeiger der Uhr halten inne oder verschwinden ganz, die Zeit bleibt stehen.“ Stehen geblieben ist die Zeit zwar - Gott sei Dank - nicht, aber die Monate in Frankreich haben für eine wohltuende Entschleunigung unseres Lebens gesorgt. Ich glaube nicht, dass mich diese Auszeit beruflich etwas „gekostet“ hat. Aber selbst wenn es so wäre, das war es mir wert.

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