Osterpredigt über 1. Korinther 15 , 20-28

Osterpredigt über 1. Korinther 15 , 20-28

Osterpredigt über 1. Korinther 15 , 20-28

# Neuigkeiten aus Emmaus

Osterpredigt über 1. Korinther 15 , 20-28

Liebe Gemeinde,

es ist ein merkwürdiges Osterfest. Die Kirchen sind leer. Keine Gottesdienste, in denen wir uns versammeln können. Keine Möglichkeit, gemeinsam zu singen und zu beten... gerade in diesen Tagen: wo es so wichtig wäre, gerade auch im Angesicht der Osterbotschaft unsere Sorgen und Klagen über den Zustand der Welt miteinander zu teilen – und uns gemeinsam an die Geschichte vom leeren Grab zu erinnern.

Gefühlt ist das jetzt wie eine langgezogene Karfreitagsstimmung – ohne dass wir heute wissen, wie lange sie noch anhalten wird.

Auch das Schreiben dieser Zeilen erlebe ich als mühsam. 

Was könnten sinnvolle oder wenigstens einigermaßen tröstliche Worte sein?

Für Sie ... für Euch ... und auch für mich selbst?

Und je länger ich darüber nachdenke, wird mir deutlich, dass gerade jetzt eigentlich nur die Möglichkeit besteht, uns auf die alten biblischen Worte zu stützen: von ihnen zu zehren ... in sie „hineinzukriechen“ und uns von ihnen schützend umhüllen zu lassen. 

Wo doch die Osterbotschaft ja sowieso so eine Botschaft ist, die wir uns nur sagen lassen können.

Lasst uns daher eintauchen in die Worte des Apostel Paulus, der im 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes drei Aspekte zur Auferweckung Jesu formuliert hat:

Der erste: Alle Menschen

20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.  21Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.  22 Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.  

Betrifft die Auferweckung von den Toten nur die, die an Gott – bzw. an Jesus – glauben? Werden nur die gerettet? 

Ein Gedanke, der immer wieder in der Christentumsgeschichte geäußert wurde, der aber einer Reduktion Gottes gleichkommt. 

So formuliert Paulus unmissverständlich: Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.

Alle!

Alle Menschen!

Auch die, die Gottes gute Weisungen mit Füßen treten.

Alle.

Nicht nur die damals – alle meint wirklich alle.

Ohne Ausnahme!

Die Auferweckung Jesu ist ein die Welt umgreifendes Ereignis – über die Zeiten hinweg. Und damit wird ein Horizont über den Ostermorgen eröffnet, der gigantisch weit ist. Nicht durch unsere Verzagtheit begrenzt – auch nicht durch unsere Ängste. 

Das ist eine ungebremste Hoffnung für eine Welt, die aus den Fugen geraten ist. Nicht erst durch eine Pandemie. Schon vorher war das der Fall – nur eben nicht für alle gleichermaßen spürbar.

Ostern ist da nichts anderes als diese Ansage: Das Leben wird siegen! Am Ende steht eine geheilte Welt.

Der zweite: Alles unter seinen Füßen 

23 Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören;  24 danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat.  25 Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt«.  26 Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.  27Denn »alles hat er unter seine Füße getan«. Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.  

Die Osterbotschaft bedeutet, dass ihm – dem Auferweckten - alles unter seine Füße getan worden ist.

Alles. Was dann eben auch den Tod am Ende einschließt.

Nichts wird es mehr geben, dass der Lebensbejahung widerstehen könnte.

Uns mag das alles fantastisch – ja märchenhaft – vorkommen. Sagt uns doch unser Verstand – unsere Erfahrung – unsere Beobachtung, dass gerade der Tod in einem Atem-raubenden Takt in dieser Welt wütet. Und nichts – aus unserer Sicht – ist in der Lage, diesem Wüten Einhalt zu gebieten. Wiederum: nicht erst angesichts von Corona. Denn wir erleben schon lange Gewalt ohne Ende ... eine Welt, in der Werte wie Gerechtigkeit und Solidarität immer weniger zu gelten scheinen.

Wo eigentlich die Beschreibung gar nicht düster genug sein kann, um all dem damit verbundenen Leid nur im Ansatz gerecht zu werden. 

Und Paulus würde sagen: „Ja, es stimmt! Die Welt steht knöcheltief im Leid... im Blut...aber: das ist nicht das Ende vom Lied.“

Das alles hat nicht das letzte Wort.

Ich erlebe diese Worte des Paulus auch insofern als so tröstlich angesichts der vielen Fragen bei uns in diesen Tagen: Wie wird das Leben nach dieser Pandemie weitergehen? Was wird sich alles verändern? Wirtschaftlich? Politisch? Gesellschaftlich? Was ist mit unseren Grundrechten? Was ist mit all den anderen drängenden Fragen ... dem Klimaschutz, den Flüchtlingen ... den vielen Stellvertreterkriegen?

Und: Werden wir lernen? Die richtigen Schlüsse aus dem ziehen, was wir gerade global erleben? Werden wir etwas ändern in unserem Leben und in unseren Lebensvollzügen? Änderungen, die nachhaltig sind und dem Leben auch der zukünftigen Generationen dienen?

All das Lebensfeindliche wird unter seine Füße getan werden. Alles.

Das ist Hoffnung auch in diesen Tagen!

Hoffnung, dass sich etwas verändern kann.

Dass wir etwas verändern können. 

Der dritte: Gottes alles in allem 

Ein erstaunlicher Gedanke bei Paulus ist, dass sich Jesus nach getaner Arbeit wieder zurücknehmen wird:

28 Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.

Am Ende steht, was eigentlich von Anfang an gelten sollte: die Gemeinschaft Gottes mit uns Menschen – nichts mehr was uns von IHM trennt – nicht mehr diese menschliche Unart, IHM etwas an die Seite...mehr noch: IHM etwas vorzusetzen – nicht mehr diese unzähligen Versuche, IHN klein zu reden...IHN mit irgendwelchen Projektionen unserer Machtphantasien zu verzerren.

Wenn Gott alles in allem ist, dann ist alles gut – dann wird alles gut sein.

Alles wird gut sein!

Alte Worte sind das, die Paulus damals formuliert hat.

Alte Worte und eine über die vielen Jahrhunderte unermüdlich wiederholte Hoffnung.

Unermüdlich, oft genug wider alle Vernunft und Erfahrung.

Es ist eine Hoffnung, die mich persönlich und uns alle nicht loslassen will. 

Hoffnung, die dazu da ist, uns – jede und jeden einzelnen von uns – zu packen und uns vor dem Ertrinken in unseren Ängsten, in unserer Resignation zu retten.

Es ist eine Hoffnung, die sich um uns sorgt!

In diesem Jahr feiern wir keine gemeinsamen Ostergottesdienste in unseren Kirchen. Das ist ein fremdes Erleben. Ja. Und ich hoffe von Herzen, dass wir so etwas nicht noch einmal erleben müssen.

Und doch: Worte wie die von Paulus gelten auch so und haben ihre Kraft nicht nur innerhalb der Kirchenmauern. Und das ist gut so.

Also: Ostern – die Auferstehung Jesu ist hoffen im Hier und Jetzt.

Ich wünsche uns allen gesegnete Ostern.

Ein gestärktes Herz, Zuversicht und das sichere Gefühl, dass die Osterbotschaft uns alle hält. Dass wir uns durch sie wärmen lassen können.

So sei es.

Amen.

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