Evangelische Kirche in Düsseldorf: Prozess mit einer Vision und einer Portion Mut.

Evangelische Kirche in Düsseldorf: Prozess mit einer Vision und einer Portion Mut.

Evangelische Kirche in Düsseldorf: Prozess mit einer Vision und einer Portion Mut.

# Neuigkeiten aus Emmaus

Evangelische Kirche in Düsseldorf: Prozess mit einer Vision und einer Portion Mut.

Von Jessica Voß. Die Zahl unserer Kirchenglieder verkleinert sich. Zum einen schreitet der demografische Wandel voran, zum anderen haben weniger Menschen in unserer Gesellschaft einen engen Bezug zu Kirche und Religion. Gleichzeitig wächst angesichts der weltpolitischen Situation sowie der Klimakrise der Bedarf an Orientierung, Halt und Seelsorge. Darum müssen wir uns mehr denn je die Frage stellen: Was ist unser Auftrag als Kirche in dieser Stadt?

Die Düsseldorfer:innen wünschen sich eine lebendige, lebensnahe Evangelische Kirche, die sich erkennbar und wirksam in das Leben in unserer Stadt einbringt. Das wissen wir aus dem im Jahr 2021 vorgestellten „Bürgergutachten“ des Kirchenkreises zum Thema „Glaube in der Stadt“*. Dementsprechend möchten wir weiter Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten, ihnen eine geistige Heimat bieten, in Notlagen helfen sowie Glaube und Gemeinschaft leben.

Unsere heutigen Strukturen kommen an ihr Ende. Heute gibt es in Düsseldorf 17 Kirchengemeinden mit insgesamt 36 Kirchen und Gemeindehäuser. Freiburger Wissenschaftler gehen in einer Projektion davon aus, dass die Zahl der Mitglieder in der evangelischen Kirche in Deutschland bis 2060 um rund die Hälfte zurückgehen wird. In 10 Jahren werden uns ca. ein Drittel weniger Geldmittel aus Kirchensteuern zur Verfügung stehen. Damit ist klar: In nicht zu ferner Zukunft wird keine Gemeinde mehr in der Lage sein, personell oder finanziell ihre Aufgaben dauerhaft allein wahrzunehmen. Wir werden unsere Strukturen über kurz oder lang verändern und Gebäude, Mitarbeitende sowie betriebliche Ausgaben reduzieren müssen.

Eine Gemeinde. Unsere Synode hat aufgrund der Prognosen entschieden, schon frühzeitig ihre Strukturen ändern zu wollen. Wir wollen den Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf bis zum Jahr 2035 zu einer gemeinsamen Evangelischen Gemeinde Düsseldorf machen. In der rheinischen Kirche ist Düsseldorf der erste Kirchenkreis, der diesen Prozess angeht. Statt 17 Gemeinden mit 17 Presbyterien und 17 Gemeindeverwaltungen und einem Kirchenkreis mit eigener Verwaltung wollen wir eine Gemeinde werden – mit einer Synode und einer Verwaltung. Wir möchten so die Organisation finanziell entlasten und gleichzeitig den Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich engagieren, die Möglichkeit geben, sich mehr auf ihre kirchlichen Aufgaben zu konzentrieren. 

Dahingehen, wo die Menschen sind. Wie die Großgemeinde konkret organisiert, aufgebaut und in Bezirke unterteilt sein wird, hat unsere Synode noch nicht entschieden. An den Kreissynodalvorstand ist derzeit der Auftrag gerichtet, zur Frühjahrssynode 2024 auf der Grundlage des „Zielbildes 2035“ und der Diskussion auf der Herbstsynode ein Arbeitsprogramm bis 2028 vorzulegen. Kernidee ist derzeit, dass Bezirke der Dreh- und Angelpunkt für die kirchliche Arbeit mit den Menschen in unseren Quartieren sein werden.

Klar ist: Wir werden als Kirche in Zukunft dahingehen müssen, wo die Menschen sind – aus unseren gewohnten Bereichen heraus. Ein gutes Beispiel ist die Pop-Up-Seelsorge. So fahren Seelsorgerinnen und Seelsorger mit dem Elektro-Kaffeemobil Evie an belebte Plätze und laden bei einem Cappuccino zu Gesprächen ein.

Menschen durch besondere Profile anziehen. Darüber hinaus kann es evangelische Standorte geben, die mit thematischen Profilierungen eine Strahlkraft erzeugen, die mitunter weit über die Stadtgrenzen Düsseldorfs hinausreichen. So bietet die Johanneskirche in der Stadtmitte schon jetzt zusammen mit der Stadtakademie ein Zentrum für Gottesdienst, Bildung und Musik in Düsseldorf.

Die neue Struktur mit Leben füllen. Bis der Weg zur einen Evangelischen Gemeinde in Düsseldorf rechtlich in allen Facetten abgeschlossen ist, wird es realistisch gesehen eine Dekade dauern. Eine Dekade, in der wir mit Ausnahmeregelungen und manchmal auch mit einem Nebeneinander alter und neuer Strukturen leben werden. Eine Dekade, die es uns aber ermöglicht, diese eine Evangelische Gemeinde in Düsseldorf mit Leben zu füllen.

 

*Im Rahmen des Bürgergutachtens haben Forscher:innen der Bergischen Universität Wuppertal im Jahr 2021 im Auftrag des Kirchenkreises mit knapp 200 Düsseldorfer:innen über Stadt- und Kirchenentwicklung gesprochen und sie gebeten, ihre Lebenserfahrung und Ideen einzubringen, unabhängig von Herkunft und Religion. 

Der Artikel ist in der Mai-Ausgabe der GEMEINDEZEIT erschienen.

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